Brand Zuckerfabrik Clauen

 

 

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Datum=07.10.2008
Feuer legt Fabrik lahm Großbrand in der Clauener Zuckerfabrik: 128 Feuerwehrleute im Einsatz Clauen (tw).

Ein Feuer hat gestern das Turbinenhaus der Clauener Zuckerfabrik so stark beschädigt, dass die Produktion zunächst für unbestimmte Zeit ruht. Sie wird auf die anderen vier norddeutschen Nordzucker-Werke verteilt. 128 Feuerwehrleute aus drei Landkreisen bekämpften den Großbrand.

6.30 Uhr: Mitarbeiter der Zuckerfabrik entdecken ein Leck an einer Ölleitung, die zu einer großen Turbine führt. Sie wird vorsichtshalber abgeschaltet und gekühlt, damit der Schaden repariert werden kann. Doch der Schneidbrenner vergrößert das Loch zunächst. Öl tropft auf eine Heißdampfleitung. Das Feuer ist entfacht.
 
8.45 Uhr: Als Betriebs-Feuerlöscher die ersten Flammen nicht bändigen können, wird sofort die Feuerwehr alarmiert.

8.56 Uhr: Die ersten Wehren aus den Ortsteilen der Gemeinde Hohenhameln treffen an der Zuckerfabrik ein. Da dringt schon schwarzer Rauch aus dem Gebäude. Einsatzleiter Ernst Ebeling, stellvertretender Gemeindebrandmeister, erkennt sofort: „Hier hilft kein Kleckern, hier hilft nur Klotzen.“ Aus Peine und Sehnde werden Feuerwehr-Drehleitern angefordert. Auch Wehren aus Ilsede, Lahstedt, Algermissen, Harsum, Borsum und Rautenberg eilen nach Clauen. Neun Rettungssanitäter und ein Notarzt stehen bereit. Drei leicht verletzte Mitarbeiter, von heißen Ölspritzern getroffen, werden zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht, aber bald wieder entlassen.

10 Uhr: Die Löscharbeiten sind in vollem Gange. Die Feuerwehr bekämpft das brennende Gebäude von drei Seiten, holt das Wasser mit fünf Schläuchen zum Teil aus Teichen neben der Zuckerfabrik. Das Feuer breitet sich noch weiter aus, greift auf ein Förderband über, bedroht die Nachbargebäude. Mit bangen Blicken verfolgen viele der 140 Stamm-Mitarbeiter und 30 Saisonkräfte die Szene aus sicherer Entfernung außerhalb des Betriebsgeländes.

11 Uhr: Feuerwehrleute wagen sich mit Atemschutzgeräten (AGT) in das verqualmte und verrußte Gebäude. Mittlerweile stehen 62 Einsatzkräfte mit ATG-Ausrüstung bereit. Immer wieder flackern Brandnester auf, doch das Feuer ist weitgehend unter Kontrolle.

14.20 Uhr: Alle Brandherde sind gelöscht. Das Turbinenhaus ist so weit abgekühlt, dass die Feuerwehr es Werksleiter Hans-Joachim Dell wieder übergeben kann. Die letzten Wehren rücken ab. Im Turbinenhaus beginnen Experten mit der Bestandsaufnahme. Eines ist schnell klar: Der Schaden lässt sich nicht von heute auf morgen beheben. Die Turbine ist das Herzstück der Fabrik, liefert Strom und Dampf für die Zuckerproduktion - ohne sie geht es nicht.

15 Uhr: Werksleiter Dell zieht zusammen mit Axel Aumüller von der Geschäftsleitung und Vorstandsmitglied Martin Wienkenhöver aus der Braunschweiger Nordzucker-Zentrale eine erste Schadens-Bilanz. Die Schadenshöhe ist noch nicht abzuschätzen. Unklar ist auch, wie lange das Werk wegen der Reparatur stillliegt. Viele Stromkabel und Datenleitungen seien durchgeschmort, berichtet Dell. Ihre Reparatur koste nicht nur Geld - sondern vor allem auch Zeit. „Alles unter einer Woche wäre ein Wunder“, lautet die vorsichtige Prognose von Wienkenhöver. Er begründet seine Einschätzung mit Erfahrungen nach Bränden in der chemischen Industrie, seinem bisherigen Tätigkeitsfeld. Die Sanierung kann jedoch auch wesentlich länger dauern. Gestern stand auch noch nicht fest, was die Substanz des Gebäudes abbekommen hat. Bis auf Weiteres werden die Rübenlieferungen nun in die vier anderen norddeutschen Nordzucker-Werke umgeleitet, vor allem nach Nordstemmen. Clauen verarbeitet rund 11 000 Tonnen Rüben pro Tag. Alle fünf Nordzucker-Werke haben zusammen eine Kapazität von rund 70 000 Tonnen täglich. Nun wird das Aufkommen vorübergehend verteilt. „Das ist kein Beinbruch“, sagt Produktionsmanager Aumüller. Der Schaden sei heilbar. Wichtig sei, dass niemand ernsthaft verletzt wurde. Die Notfallketten hätten exzellent funktioniert, lobt er. Die intensive Sicherheitsschulung des Unternehmens habe sich ausgezahlt. „Schließlich haben wir viele Nebenbetriebe in unserer Zuckerfabrik, darunter ein eigenes Kraftwerk.“ Da müssten die Mitarbeiter auf ganz unterschiedliche Bereiche und Gefahren eingestellt sein. Wer seine Rüben heute in Clauen anliefern wollte, hat laut Dell schon gestern vom Rübenmanagement der Fabrik genaue Instruktionen erhalten, wo er sie heute hinbringen soll. ———————————————————— (c) HiAZGes 2008

 

Datum=08.10.2008
Ersatz-Turbine wird fit gemacht Nach Brand in Clauener Zuckerfabrik laufen Reparaturarbeiten / Noch keine näheren Angaben zum Schaden Clauen (tw).
 

In der Clauener Zuckerfabrik waren gestern am Tag nach dem Brand im Turbinenhaus die Reparaturarbeiten in vollem Gange. Zu dem Schaden macht die Nordzucker AG noch keine Angaben.

"Auch am Tag danach ist es noch viel zu früh, um genaue Prognosen über die Schadenshöhe oder das Wiederanfahren der Fabrik abzugeben", erklärt Tanja Schneider-Diehl, Pressesprecherin in der Braunschweiger Zentrale des Unternehmens.

Das erste Ziel ist nun, eine zweite Turbine so anzuschließen, damit sie die Aufgabe der durch das Feuer beschädigten Anlage übernehmen kann. Die Ersatzturbine steht nach Auskunft des Clauener Werksleiters Hans-Joachim Dell in einem anderen Gebäude. Sie muss allerdings erst durch neue Leitungen in den Produktionsablauf integriert werden.

Bis dahin werden die Rüben, die für das Clauener Werk bestimmt waren, auf die anderen Nordzucker-Werke in Nordstemmen, Schladen, Uelzen und Klein Wanzleben verteilt. Bevor die Clauener Zuckerfabrik nach der Reparatur wieder den Betrieb aufnehmen kann, müssen auch die Verschmutzungen durch Rauch und Ruß behoben sein. Darauf weist Vorstandsmitglied Dr. Martin Wienkenhöver hin. Wir müssen schließlich die strengen Standards der Nahrungsmittelindustrie erfüllen."

Am Tag des Brandes zeigten sich die Beteiligten mit den Reaktionen auf den Notfall sehr zufrieden. Nach Einschätzung von Einsatzleiter Ernst Ebeling zahlte sich nun aus, dass die Feuerwehr-Führungskräfte aus Hohenhameln, Algermissen, Harsum und Sehnde schon seit Jahren einen regen Austausch pflegen. Ihr Motto: Menschen in Not ist es egal, woher die Hilfe kommt - Hauptsache, sie kommt".

Es gab auch schon gemeinsame Übungen in der Zuckerfabrik - oder, wie erst vor einigen Tagen, im Mehrumer Kraftwerk. Dazu gibt es ein weiteres Verbindungsglied in der Clauener Zuckerfabrik: Erich Strelau,

Produktions- und Technik-Manager der Fabrik, war jahrelang Ortsbrandmeister im Nachbarort Soßmar.

Trotz aller Vorsorge gab es in den vergangenen Jahren schon mehrere Brände und andere ernsthafte Einsätze in der Clauener Zuckerfabrik. Im Juli 2003 mussten Feuerwehrleute zum Beispiel Glutnester in der Entstaubungsanlage für Trockenschnitzel auf dem Gelände löschen. Im Dezember 2006 beseitigten sie in Schutzanzügen einen Produktionsstau, der durch ätzenden Kalk verursacht war. Wenige Tage später musste die Feuerwehr erneut bei einem Brand im Kalkofen eingreifen.

Die Kampagne war damals gerade zu Ende, der Schaden belief sich auf etwa 20 000 Euro. Diesmal dürfte er um ein Vielfaches höher liegen.
————————————————————————————————(c) HiAZGes 2008

 

Datum=15.10.2008
Gute Nachbarschaft zahlt sich aus Themen bei kreisübergreifendem Feuerwehr-Austausch: Fabrik-Einsatz und Leitstellen Hohenhameln/Algermissen/Harsum (oe).

Auf ihre Nachbarn kann sich die Hohenhamelner Gemeindefeuerwehr verlassen - spätestens seit dem Brand in der Zuckerfabrik Clauen in der vergangenen Woche ist dies für den Hohenhamelner Gemeindebrandmeister Günther Becker eine beruhigende Gewissheit. Bei dem Einsatz rückten neben den Kräften aus dem Landkreis Peine auch die Stadt Sehnde mit der Drehleiter sowie die Wehren aus Borsum Harsum, Rautenberg, Algermissen und Groß Lobke an (die HAZ berichtete).

Das kommt aber nicht von ungefähr, denn seit sieben Jahren lädt Becker seine Amtsbrüder" aus den Nachbarkreisen regelmäßig zu einem Erfahrungsaustausch ein. Die Gemeinde Hohenhameln grenzt an den Landkreis Hildesheim mit den Gemeinden Schellerten, Harsum und Algermissen sowie an die Region Hannover mit den Städten Lehrte und Sehnde. Dazu gehören aus dem Landkreis Peine selbst die Stadt Peine und die Gemeinden Ilsede und Lahstedt. Zu allem Überfluss stoßen hier die Polizeidirektionen Braunschweig (Landkreis Peine), Göttingen (Landkreis

Hildesheim) und Hannover (Region Hannover) aneinander.

Trotz der unterschiedlichen Zuständigkeiten habe die Zusammenarbeit bei dem Brandeinsatz in der Zuckerfabrik Clauen hervorragend funktioniert, resümierten die Führungskräfte, zumal sie sich auch persönlich kennen.

Schon lange war eine erneute Zusammenkunft geplant. Dort wurde dieser Einsatz nun intensiv diskutiert. Aber auch andere gemeinde- und kreisübergreifende Themen wurden besprochen. Die Zusammenlegung der Leitstellen macht überall Probleme. Bei einem Massenanfall von Ereignissen wie zum Beispiel beim Sturm Kyrill sind diese Einrichtungen überfordert. Die Leitstelle kann dann nur noch alarmieren, alles Weitere wird nach draußen verlagert", sagte Peines Kreisbrandmeister Lothar Gödecke.

Ein anderes Beispiel für nachbarschaftliche Zusammenarbeit stellte Peines Stadtbrandmeister Reinhard Schröder vor. In der Ortswehr Vöhrum ist eine Wärmebildkamera vorhanden, die gemeindeübergreifend eingesetzt werden kann. Damit ist es möglich, vermisste Personen zu finden und Glutnester hinter Decken- und Wandverkleidung zu orten. Die Ergebnisse werden per Funk auf einen Monitor zum Einsatzleiter übertragen.

Bei Bedarf stellen die Vöhrumer neben der Kamera aber auch das Bedienungspersonal mit vier Atemschutzgeräteträgern zur Verfügung, berichtet Andreas Take, der die Technik betreut.

Bei Anschaffungskosten von 15 000 Euro wird klar, dass ein solches Gerät nicht für jede einzelne Kommune bezahlt werden kann. Der Informationsabend ging schnell zu Ende. Ein gemeinsames Fazit lautete:

Wiederholung erwünscht.
————————————————————————————————(c) HiAZGes 2008

 

 

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