Regionalentscheid 2006 in Holzminden

 

 

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Es ist drei Uhr morgens als der Wecker klingelt. Heute ist er also. Der 17. September 2006. Der Tag, für den wir seit sechs Monaten üben. In den letzten Wochen sogar jeden Mittwoch und Freitag. Wir fahren heute zum Regionalentscheid nach Holzminden. Nur die besten Feuerwehren dürfen dahin. Aus unserem Landkreis insgesamt acht Wehren in unserer Wertungsgruppe. Dazu kommen noch 30 Feuerwehren aus den Landkreisen Holzminden, Hameln-Pyrmont, Schaumburg, Hannover, Diepholz und Nienburg. Ein bisschen stolz sind wir schon. Immerhin haben wir uns im Brandschutzabschnitt Nord als Zweiter und auf Landkreisebene als Vierter für die Teilnahme qualifiziert. Und heute wollen wir alles besser machen als bei unserer ersten Teilnahme vor acht Jahren in Stadthagen, wo wir Letzter wurden.

Treffen ist um vier Uhr am Gerätehaus, weil unsere Startzeit bereits um kurz vor acht ist. Es kommen auch alle pünktlich. Fast alle. Ein junger Feuerwehrmann aus der Maschstrasse fehlt. Als auch diverse Anrufe auf seinem Handy erfolglos bleiben, fahren wir kurzerhand hin. Und tatsächlich, nach fünf Minuten sturmklingeln geht in seinem Zimmer Licht an. Mit kurzer Verspätung treten wir also die Fahrt an. Wir haben uns extra den Einsatzleitwagen aus Harsum und einen Anhänger geliehen, um alles mitzubekommen. Und schnell steht fest: wer heute Fehler macht, kommt auf der Rückfahrt in den Anhänger.

Dank Navi erreichen wir Holzminden nach ca. zweistündiger Fahrtzeit ohne große Probleme. Die Wettkämpfe finden auf dem Firmengelände von
Stiebel Eltron statt. Vier Bahnen sind aufgebaut. Nach kurzer Besichtigung unserer Wettkampfbahn geht es erstmal zum Frühstück. Es gibt Brötchen mit Käse, Aufschnitt und Marmelade, dazu Kaffee. Erinnert irgendwie an die gute alte Bundeswehrzeit. Draußen wird es langsam hell, Nebel liegt über dem Gelände. Es ist jetzt sieben Uhr, die erste Gruppe startet.

Auch wir machen uns langsam fertig. Die Positionen der einzelnen Leute für den Wettkampf müssen noch ausgelost werden. So steht es in den Richtlinien. Jeder muss alles können. Kuppeln, Funken, Menschenrettung, Leitereinsatz, Fragen beantworten. Natürlich haben wir eine Wunschgruppe. Wenn jeder seine Stammposition zieht, werden wir eine gute Leistung zeigen. Wenn… Leider zieht keiner seine Stammposition. Schlimmer noch. Christian und Nikolas im Wassertrupp, Konstantin Melder. Angriffstrupp mit Marc und Dominic, Schlauchtrupp machen Patrick und Sascha. Michael Maschinist. Es kann nur besser werden.

Wir stellen uns dem Wettkampfgericht vor. Uns wird schnell klar, dass hier alles etwas genauer genommen wird. Hier ist die Jacke noch nicht ok, beim Auto ist dies und das nicht einwandfrei. Alles Kleinigkeiten. Selbst unser Verbandskasten von 1967 wird beanstandet! Das konnten wir dann allerdings gut verstehen. Als wir auch das überstanden haben und unsere Ausrüstung in Ordnung ist, wird es langsam ernst.

Es ist kurz vor acht, noch fünf Minuten bis zum Wettkampf. Die Anspannung ist in einigen Gesichtern deutlich zu sehen. Trotz der ungünstigen Voraussetzungen wollen wir eine gute Leistung zeigen. Dafür haben wir schließlich viel geübt. Jetzt wird sich zeigen, ob es sich gelohnt hat. Zehn Minuten darf der Wettkampf höchstens dauern. Länger nicht, sonst gibt es Fehlerpunkte. Dann geht es los. Und tatsächlich klappt alles besser als erwartet. Bis sich beim Angriffstrupp der B- Schlauch vom Strahlrohr abdreht. Gerade beim Zeittakt. Der Verteiler ist voll aufgedreht, Marc und Dominic sind sofort klitschnass. Dennoch versuchen sie das Strahlrohr wieder anzukuppeln. Das ist Einsatz! Trotzdem kostet es wertvolle Sekunden. Bei den anderen Trupps läuft es zum Glück besser. Nach knapp elf Minuten sind wir schließlich fertig. Jetzt noch schnell Fragen beantworten und Menschenrettung aus einem PKW, dann haben wir es geschafft. Bei der Nachbesprechung haben die Wettkampfrichter dann allerdings doch mehr als erwartet zu beanstanden. Beim Leitereinsatz gab es Fehlerpunkte, beim Kuppeln ist auch nicht alles nach Plan gelaufen. Nach der Auslosung wussten wir schon, dass es schwierig wird. Leider hatten wir Recht behalten.

Dabei sein ist alles! Mit diesem Spruch identifizieren wir uns eigentlich nicht. Wenn wir bei Wettkämpfen starten, wollen wir auch gewinnen. Heute mussten wir uns mit dem “dabei sein“ abfinden. Hauptsache nicht wieder der letzte Platz. Wir bleiben noch ca. eine Stunde auf dem Firmengelände. Dann machen wir uns auf die Suche nach einem netten Platz, wo wir auf die Siegerehrung warten wollen. Im Anhänger haben wir Grill, Getränke, Bierzeltgarnituren und Bratwürste. Wir sind also bestens ausgerüstet und langsam wird die Laune auch wieder besser. Als wir schließlich etwas außerhalb von Holzminden eine Wiese direkt an der Weser entdecken, haben wir unser Ziel erreicht. Einen schöneren Platz hätte man wohl kaum finden können. Da sind sich alle einig.

Es ist zehn Uhr. Die Sonne scheint. Schnell sind die Bänke und der Grill aufgebaut, jetzt wird der Tag trotz des schlechten Anfangs doch noch gut. Nach dem Essen werden auf der Wiese die Decken ausgebreitet. Einige halten erst einmal ein Mittagsschläfchen. Besonders Gorden scheint in der letzten Nacht nicht viel geschlafen zu haben. Andere gehen spazieren oder genießen einfach das schöne Wetter. Nachdem Konstantin, mit Rettungsbund gesichert, kurzerhand in die Weser gesprungen war und ein uns unbekannter Kamerad den Außenlautsprecher des Einsatzleitwagens auf seine Art und Weise auf Funktionsfähigkeit geprüft hatte, packen wir unsere Sachen zusammen. Es ist jetzt sechzehn Uhr. In einer Stunde beginnt die Siegerehrung.

Auch die Siegerehrung erinnert an die Bundeswehr. Die Gruppenführer und die Feuerwehrkameraden marschieren, nach Landkreisen sortiert, auf das Firmengelände ein und stellen sich vor dem Rednerpult auf. Ein schönes Erlebnis. Fast eintausend Feuerwehrfrauen und –männer warten auf die Ergebnisse. Und wir sind mittendrin. Nach den Begrüßungsreden der Verantwortlichen aus Feuerwehr und Politik beginnt die Siegerehrung. Nur nicht wieder Letzter. Vielleicht hatte eine andere Wehr ja noch mehr Pech. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

“Und den 38.ten Platz belegt die Freiwillige Feuerwehr Machtsum aus dem Landkreis Hildesheim!“ Aus der Traum. Wieder nur Letzter. Auf dem Weg nach vorne winke ich meinen Männern zu. Sie winken zurück und jubeln. Keine Spur von Enttäuschung. Im Gegenteil. Wir sind stolz auf unsere Leistung. Vielleicht nicht gerade auf die in Holzminden. Aber das ist auch nicht unsere Liga. Wir gehören zu den Besten im Landkreis. Und das kommt nicht von ungefähr. Keiner von uns wird diesen Tag jemals vergessen.

Zum Abschluss möchte ich mich bei meiner Gruppe bedanken. Für gute Kameradschaft und für große Einsatzbereitschaft, ohne die dieser Tag nicht möglich gewesen wäre.

Danke

Christian Hahn

Michael Fitzek

Sascha Langenau

Marc Bormann

Dominic Knieke

Nikolas Aisch

Konstantin Hahn

Patrick Kennemann

Gorden Mandera

Jonas Schlegel

 

Wir kommen wieder!!!


 

Tobias Fitzek

Leiter I. Wettkampfgruppe

P.S.: In den Anhänger musste auf der Rückfahrt dann doch niemand.

 

 

 

 

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